Betrieb Gastronomie

Diagnosestellung Kaffeevollautomat

Teil 2

Teil 2 Fehlertypen Kaffeevollautomat

Im ersten Teil unserer Serie wurden die Basics, der Aufbau eines Kaffeevollautomaten, die einzelnen Komponenten und deren Funktionen erklärt. 

Jetzt beschäftigt sich der zweite Teil mit den unterschiedlichen Fehlerarten, die auftreten können und wie sie behoben werden. Fokus liegt hier auch auf der täglichen Reinigung des Geräts und der Tablette, die Wunder bewirken kann.

Es gibt zwei Fehlertypen, die unterschieden werden müssen. Im Kaffeevollautomat treten konstitutionellen Fehler und Konfigurationsfehler auf.

Konstitutionelle Fehler

Konstitutionelle Fehler basieren auf mechanischen Fehlern. Ein verkalkter Kessel ist beispielsweise ein konstitutioneller Fehler. Wird das Eingangswasser in den Kaffeevollautomaten nicht mit einem Ionenaustauschfilter oder einer speziell auf Kaffee ausgelegten Umkehr-Osmose-Anlage behandelt und (teil-)enthärtet, setzen sich Kalk und Gips im Kessel ab. Diese Ablagerungen können dazu führen, dass Nadelventile zur Regulierung des Wasserflusses verstopfen und kein Wasserfluss in Richtung Brühgruppe/Kaffeeausgabe stattfinden kann. 

Doch Kalk wirkt auch wärmeisolierend auf die Sensoren der Maschine. Mit Kalk zugesetzte Temperatursensoren messen nicht die Temperatur des Wassers, sondern die Temperatur der Kalkablagerungen. Die eigentliche Wassertemperatur ist höher. In diesem Fall zeigt die Maschine keine Fehlermeldung an, sie zeigt sogar die vermeintlich richtige Wassertemperatur an, nur eben nicht die wirkliche Wassertemperatur. Ein Wasserfilter sollte also normalerweise immer vor einen Kaffeezubereiter jeder Art geschaltet werden. Da sich Wasserqualitäten und Wasserhärten sehr stark regional unterscheiden, hilft es Wasserhärten zu testen und den dafür passenden Filter auszuwählen. Darüber hinaus muss ein Ionenaustauschfilter mindestens jährlich getauscht werden.

Eine ebenso häufige Quelle für konstitutionelle Fehler ist eine nur unzureichende Reinigung des Kaffeevollautomaten. Der Kaffeevollautomat hat bei kritischer Betrachtung eine Schwachstelle: Die Kaffeemühle mag Wärme und vor allem eine hohe Luftfeuchtigkeit gar nicht. Nun ist eine Mühle im Fall des Vollautomaten im gleichen Gehäuse verbaut wie der Wasserkessel. Das sorgt sehr schnell dafür, dass sich die Führungen für das Kaffeemehl in Richtung der Brüheinheit mit Kaffeemehl zusetzen. Dies führt zu ungenauen Dosierungen, außerdem können sich an diesen Stellen Schimmelsporen bilden und spätestens dann wird es unappetitlich. 

Dies kann nur vermieden werden durch eine tägliche Reinigung der Brüheinheit. Dazu gehört auch die Nutzung einer Reinigungstablette. Ganz ehrlich: Haben Sie sich nicht auch schon öfter gefragt, ob es nicht klug wäre, die Tablette einfach aus Kostengründen wegzurationalisieren? Sie wären bei Weitem nicht allein. Jedoch ist eine Maschinenreinigung ohne Tablette genauso sinnvoll, wie eine Salatschüssel mit klarem Wasser auszuspülen. Öle können nicht durch heißes Wasser entfernt werden und danach sieht die Schüssel noch schlimmer aus. 

Die ersten Kaffeevollautomatenhersteller haben mittlerweile Sensoren im Abwasserbereich verbaut, mittels denen geprüft werden kann, ob der Kaffeevollautomat wirklich mit dem vorgesehenen Reinigungsmittel gereinigt wurde. Ohne den moralischen Zeigefinger allzu sehr zu erheben: Nehmen Sie die tägliche Reinigung des Kaffeevollautomaten ernst!

Kaffeevollautomat Darauf gilt es zu achten

Konstitutionelle Fehler vermeiden: Die Reinigung ist Grundlage für einen reibungslosen Betrieb, geringe Wartungskosten und vor allem für qualitativ guten Kaffee.
Hier kommt es auf die Konfiguration an: Den richtigen Mahlgrad einstellen.
Wenn der Mahlgrad angepasst wird, muss auch der Portionierabgleich erfolgen. Nur dann dosiert der Vollautomat auch wirklich die eingestellte Menge.

Konfigurationsfehler

Wenn wir über die Konfiguration des Kaffeevollautomaten reden, reden wir in erster Linie über Extraktionsparameter von Kaffee. Hinsichtlich der Extraktionsparameter gelten für einen Kaffeevollautomaten die gleichen Parameter wie für eine handelsübliche Siebträgermaschine. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da Brühdruck und Wassertemperatur bei einem Vollautomaten sich nicht von einer Siebträgermaschine unterscheiden. 

Als Faustregel gilt: Ein Espresso sollte zwischen 20 und 30 Sekunden, ein Café Crème ca. 40 Sekunden Extraktionszeit aufweisen. Nur mit vernünftigen Extraktionszeiten hat das Wasser genug Zeit, auch die notwendige Menge an löslichen Stoffen aus dem Kaffeemehl herauszuziehen (Extraktion heißt nichts anderes als Herausziehung). 

Um diese Extraktionszeiten zu erreichen, ist es zwingend notwendig, den richtigen Mahlgrad und die richtige Pulvermenge jeweils festzulegen. Im Zusammenspiel definieren Mahlgrad und Pulvermenge den Widerstand, auf den das Wasser mit seinem Brühdruck drückt. Je feiner der Mahlgrad und je mehr Kaffee in der Brühkammer, desto größer der Widerstand und entsprechend auch länger die Extraktionszeit.

Der Mahlgrad lässt sich bei modernen Kaffeevollautomaten über das Einstellungsmenü feiner oder gröber stellen. Bei etwas älteren Geräten kann die Einstellung noch manuell vorgenommen werden. Wichtig ist, dass nach jeder Verstellung des Mahlgrades ein Mahlbezug gestartet werden und das gemahlene Kaffeemehl verworfen werden sollte. Denn im Totraum der Mühle befinden sich immer noch Mahlreste des vorangegangenen Mahlvorgangs, der mit einer anderen Mahlgradeinstellung vorgenommen wurde. Entsprechend wäre dieses Kaffeemehl nur bedingt repräsentativ für den neu vorgenommenen Mahlgrad.

Die Kaffeemehlmenge lässt sich auf den ersten Blick ganz simpel über das Getränke-Konfigurationsmenü einstellen. Doch Vorsicht: Nur weil das Menü eine bestimmte Kaffeemenge anzeigt, heißt das nicht, dass auch exakt diese Kaffeemenge aus der Mühle kommt. Kaffeevollautomaten arbeiten mit timergesteuerten Mühlen. Die eingestellte Einwaage wird vom Kaffeevollautomaten in eine bestimmte Mahldauer umgerechnet, es findet also eine Art Konvertierung statt. Es ist ganz wichtig, dass diese Einwaage rekalibriert wird, wenn der Mahlgrad geändert wurde. Der Kaffeevollautomat mahlt in der Kalibrierung den Kaffee bei dem eingestellten Mahlgrad für eine bestimmte Zeit (z. B. 5 Sekunden). Im Anschluss muss abgewogen werden, wie viel Kaffee die Mühle in dieser Zeit gemahlen hat (z. B. 14 g).

Die Einwaage wird im Vollautomaten abgespeichert und im Anschluss kann der Kaffeevollautomat hochrechnen, welche Mahldauer notwendig ist, um die in der Getränkekonfiguration eingestellte Pulvermenge (z. B. 15,5 g für einen doppelten Espresso) auch wirklich zu erreichen. Die Kalibrierung ist immer dann vorzunehmen, wenn der Mahlgrad geändert wird. Denn bei einem feineren Mahlgrad stehen die Mahlscheiben näher beieinander, entsprechend können in der festgelegten Zeit nur weniger Kaffeebohnen gemahlen werden als bei einem gröberen Mahlgrad, bei dem die Mahlscheiben dementsprechend weiter auseinanderstehen.