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Recruitment mal anders


Vielfältige Orte und Arten, um im Gastgewerbe neues Personal zu finden

Zwei Jahre Pandemie-bedingte Unsicherheit haben aus dem Mangel an Fachkräften in der Gastronomie nun einen Notstand gemacht. Während die Gäste wieder in Restaurants, Cafés und Hotel einkehren, bleibt die Lage beim Personal angespannt und die Suche langwierig. In diesem Blog-Beitrag möchten wir Ihnen vier Tipps geben, wie Sie kreativ Bewerber*innen ansprechen und zu Mitarbeiter*innen machen können.

Auf der Suche nach passendem Personal führen mittlerweile viele Wege zum Ziel. Zumindest theoretisch. Praktisch sind Budget und Zeit im Gastgewerbe oft knapp – die wenigen potentiellen Anwärter*innen zwischen unzähligen Jobbörsen, Aushängen und Werbung zu finden, ist schwierig. Die Frage ist also, wo sich außerhalb von klassischen Jobportalen & Co. Personal finden lässt, das zu Ihnen passt. Zeit für etwas neue und alte Inspiration! Wir stellen vor, warum gutes Personal nicht immer da ist, wo Sie denken, wie Sie neue Bewerber*innen besser kennenlernen, was Personalplanung und Personalmangel miteinander zu tun haben und mit welchen kreativen Ideen Sie auffallen.

Suche: ausgebildet, erfahren, belastbar, allzeit bereit? – Personal ist vielfältig!

Jung, dynamisch, vielfältig. Wer nach klassischen Charakteristika für den Job sucht, übersieht manchmal die Chancen, welche Mitarbeitende etwas anderer Art bieten: Sie können Lücken füllen, neue Perspektiven oder auch langjährige Erfahrung bereithalten und teils durch Förderung oder geringere Lohnabgaben attraktive Konditionen für Arbeitgeber*innen mitbringen.


Senior*innen

Mit Senior*innen können Sie Personallücken füllen – und gleichzeitig echten Mehrwert schaffen. Besonders im Gastgewerbe sind Teilzeit und Minijob keine Seltenheit und viele Menschen im rentenfähigen Alter möchten gerne beruflich aktiv sein. Portale wie jobs-rentner.de oder das Deutsche Seniorenportal, aber auch Indeed & co. vermitteln potentielle Anwärter*innen. Über Themen wie Verdienstgrenzen klärt zum Beispiel die Minijob-Zentrale auf.
 

Menschen mit Behinderung

Viele Unternehmer*innen sind immer noch verunsichert und Menschen mit Behinderung haben nach wie vor schlechtere Chancen auf dem Jobmarkt. Statt Handicap, werden Sie vermutlich auf erhöhte Kreativität und Loyalität treffen – die erschwerte Arbeitsplatzsuche und das ständige Umdenken in einer oftmals nicht barrierefreien Welt macht erfinderisch. Gleichzeitig stellen Sie einen Profi ein: Ihre neuen Mitarbeitenden haben Erfahrungen mit möglichen Bedürfnissen und Hürden, die Gäste mit Behinderung haben könnten. Da Um- und Neubau aufgrund des Behindertengleichstellungsgesetzes ohnehin barrierefrei erfolgen muss, werden die Einstiegshürden zukünftig auch noch geringer. Ab 2022 sieht das Teilhabestärkungsgesetz außerdem Ansprechstellen für Arbeitgeber zum Thema Einstellung, Beschäftigung und Ausbildung vor. Inklusive Jobportale gibt es übrigens auch! Inserieren Sie doch mal auf myAbility.jobs oder im Jobportal von EnableMe. Die informieren auch über Förderung integrativer Unternehmen.


Arbeitslosigkeit

Bei der Einstellung einer zuvor arbeitslosen Person können Sie außerdem vor der Arbeitsaufnahme einen Eingliederungszuschuss beantragen, wenn Sie vorerst eine geringere Leistung als beim restlichen Personal erwarten. Auch weitere Qualifizierungen im Rahmen von Lehrgängen oder Kursen sind möglich. Bei Langzeitarbeitslosen ist die Förderung nach dem Teilhabechancengesetz meist noch umfangreicher. Dazu können ein zweijähriger Lohnkostenzuschuss, Coaching und Übernahme von Weiterbildungskosten zählen. Menschen, die über viele Jahre Arbeitslosengeld II erhalten haben, können bis zu fünf Jahre bezuschusst werden, in den ersten beiden Jahren sogar 100%. Auch hier stehen Betreuung und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Nachdem Sie nun hoffentlich einige Bewerber*innen an der Hand haben, stellt sich die Frage, wie sie die geeignetsten Kandidaten kennenlernen und auswählen.

Probieren geht über Studieren – Arbeitsproben und Speed Dating

Wenn Kosten und Zeitaufwand für Auswahl und Einarbeitung hoch sind, fällt es schwer, „ungesehen“ jemanden einzustellen. Das Restrisiko bleibt: was, wenn die Person doch nicht ins Team passt oder wenig geeignet ist für den Job. Was spricht also gegen einen Schnuppertag, Recruiting-Day, Social Dining? Was im ersten Moment als überzogener Mehraufwand erscheint, hilft mit kurzen Arbeitsproben und persönlichen Interaktionen dabei, zu vergleichen und die beste Ergänzung für Ihr Team zu finden. Das Ziel: die Stärken, Schwächen und Interessen der Kandidat*innen abschätzen. Nicht nur Sie, auch Kandidat*innen können nach diesem Tag meist besser entscheiden, ob Ihr Unternehmen zu ihnen passt. Je nach Format werden unterschiedliche Jobpositionen vorgestellt, mehrere Aufgaben durchlaufen oder im Sinne eines Speed-Datings verschiedene Bereiche Ihres Unternehmens angeschaut. Potentielle Kolleg*innen lernen sich ungezwungen kennen. Vielleicht finden Sie auch Partnerunternehmen, mit denen Sie gemeinsam einen Tag veranstalten können – geteilter Aufwand, mehr Auswahl für Bewerber*innen und Unternehmen. Egal, wie Sie diesen Tag gestalten: Ihr Engagement fällt positiv auf, Ihre Marke wirkt attraktiv und mitarbeiterorientiert. Wichtig: Denken Sie daran, dass es ein Probearbeiten ist. Suchen Sie sich weniger stark frequentierte Tage aus, an denen nicht viel los ist und Sie oder das Team immer ein offenes Ohr für die Bewerber*innen haben. Der Verdienst sollte im Vorwege individuell besprochen werden. Erfolgt eine Übernahme, lassen sich die Stunden natürlich verrechnen. Alternativ kann auch die Bezahlung etwa in Naturalien angeboten werden, z.B. mit einem Gutschein.

Denken Sie auch daran, sich im Vorwege mit dem Bewerbungsprozess auseinanderzusetzen. Machen Sie es den Bewerbern so einfach wie möglich. Langes Suchen, Hinterher-Telefonieren oder Vorbeigehen werden immer häufiger von QR-Codes, Anzeigen-Schaltung auf multiplen Plattformen und kurzen Wegen abgelöst. Einfache Landingpages mit Formular und QR-Sticker – im Ladenfenster und auf der Website – schaffen einen reibungsfreien Prozess, der die Bewerber*in an die Hand nimmt, die wichtigsten Informationen abfragt und für Sie aufbereitet.

 

Personalmangel oder Personalplanung?

Bevor viel Zeit in die mühsame Suche neuer Teammitglieder investiert wird, lohnt sich auch ein Blick in die eigene Personalplanung: Braucht es wirklich neue Mitarbeitende, oder können die bisherigen Kräfte auch anders strukturiert werden? Lassen sich Stoßzeiten identifizieren, wo mehr Personal tatsächlich notwendig ist, oder Zeitfenster mit Leerlauf, wo eine Arbeitskraft weniger auch ausreichen würde? Wollen Teammitglieder mehr, weniger oder sogar flexibler arbeiten? Nebst Kosten für den Recruitment-Prozess spart das unter Umständen auch ständige Kosten, die durch Überbesetzung einerseits oder Überstunden andererseits anfallen. Mittlerweile gibt es digitale Tools, die Ihre Personalplanung gemessen an verschiedenen Faktoren wie Wetter, Bestellungen, Kunden per Kopf etc. optimieren können. Mehr zu den Vorteilen können Sie in unserem Blog-Artikel zur Digitalisierung in der Gastronomie lesen. Digitalisierung und Automation sind aber nicht nur zur Prozessanalyse hilfreich. Zukünftig werden auch Konzepte immer wichtiger, die mit wenig Personal oder sogar ganz ohne Personal auskommen. Lassen sich Arbeitsschritte automatisieren oder outsourcen? Obwohl der Küchenroboter vielen noch als vage Zukunftsvision/Spielerei der Zukunft erscheint, gibt es bereits jetzt Küchenkonzepte, die auf einen charmanten Roboterkoch setzen oder Serviceroboter, die Bestellungen ausliefern. Als Alternativ zum Roboter kann auch der Self-Service angeboten werden, Kund*innen entscheiden selbst, wann Sie was trinken und entlasten sogar das Personal. Dabei kommt es auf das richtige Angebot, Zubereitung und Maschinen an, damit der Umsatz auch stabil bleibt. Wir bieten Ihnen mit unserem mobilen Kaffeebar-Konzept alles aus einer Hand an. Sprechen Sie uns gerne dazu an. Ob mit oder ohne Roboter, es lohnt sich, schon mal einen Blick auf die kleinen und großen Helfer dieser Art zu werfen, die Zukunft wartet nicht.
 

Not macht erfinderisch – außergewöhnliche Stellenausschreibungen, die im Kopf bleiben

Auffallen, wenn Personal knapp und der (Online-)Bewerbungsprozess überladen ist. In den letzten Jahren hört man immer wieder vereinzelt von erfolgreichen Recruitment-Ideen, die sich von der Masse abheben. Dazu braucht es nicht immer ein dickes Portemonnaie, sondern vor allem Kreativität. Optimalerweise spiegelt das Resultat die Firmenidentität wider, zeugt also vielleicht von Offenheit, Humor, Flexibilität oder Sicherheit, wenn das Werte sind, die Sie im Unternehmen leben.

Hier einige bekannte Beispiele der letzten Jahre, um Ihr Erfindertum anzuregen.
 
  • Schon mal ein 5 Minuten Praktikum durchgeführt? Bei Interesse konnten Bewerber*innen sich durch wenige Klicks online Mitarbeitende auswählen, die ihnen das Unternehmen näher bringen. Ob in real life oder über Videochat – die Hürde, sich zu bewerben wird deutlich gesenkt: der kurze Einblick ist unverbindlich, unkompliziert und vermittelt ein erstes Gefühl über Persönlichkeit und Unternehmenskultur in nur wenigen Minuten. Wenn es funkt, kommt die Arbeitsprobe oder das Bewerbungsgespräch.
  • Vielleicht erinnern Sie sich an das Bild eines Briten, der sich mit Lebenslauf und QR Code im Londoner Bankenviertel stellt – und sich innerhalb einer Woche einen neuen Job angelt. Warum den Spieß nicht mal umdrehen und sich an einen attraktiven Ort stellen, etwa Universität oder Einkaufscenter? Vielleicht lohnt sich auch ein Kaffee im nachhaltigen To-Go Becher – umsonst für alle, die sich für ein für einen Rückruf oder ein 5-minütiges Bewerbungsgespräch anmelden. Die Initiative wirkt engagiert, proaktiv und selbstbewusst, kann mit Online-Recruitment kombiniert und medienwirksam genutzt werden.
  • Manche Unternehmen versprechen auch eine Belohnung für Mitarbeitende und Kund*innen, die neues Personal vorstellen – zum Beispiel einen Gutschein, oder einen kleinen Bonus. Was erstmal plump klingt, entschädigt auch für die Zeit und Gedanken, die neben einem stressigen Job und im Vertrauen investiert werden. Ein Plus: Mitarbeitende können im besten Fall wohlgestimmt, glaubhaft und realistisch den Job vermitteln.Benefit 3: Einfach rund – das perfekt abgestimmte Gästererlebnis dank standardisierter Abläufe und digitalem Ort für alles

Fazit: Mut kommt gut!

Wer heute Personal sucht, muss vor allem authentisch, kreativ und flexibel sein. Wenn es mal abseits des Mainstreams gehen darf, gibt es viele Möglichkeiten, Recruiting anders zu gestalten. Sei es in der bewussten Erweiterung des Bewerbungskreises, alternativen Bewerbungsprozessen oder der richtigen Personalplanung. Im Endeffekt geht es auch beim Recruiting mehr denn je darum, den passenden Prozess effektiv für Ihr Unternehmen umzusetzen und die gegebenen Ressourcen zu nutzen. Gleichzeitig kommen Sie in der jetzigen Personalknappheit vielleicht nicht darum herum, auch mal aus der Komfortzone zu treten und den Bewerbungsprozess neu aufzulegen. Letztlich und vordergründig ist dieser immer geprägt durch die Zielgruppe: Wen wollen sie erreichen und wo gelingt das am besten? Vielleicht ist es auch hier an der Zeit, diese neu zu definieren. Dabei geht auch darum, zeitgemäß zu sein: Easy is key!

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